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Unsere vierte Reise im südlichen Afrika hat begonnen:
wie bisher sind wir etwas aufgeregt und freuen uns sehr!  Ein paar Fixpunkte haben wir festgelegt, doch noch wissen wir nicht genau, wo unsere Route uns überall hinführen wird: der Weg wird unter unseren Füssen wachsen und wir haben Zeit für Vieles, was sich einfach ergeben wird. Was für ein Privileg!
Unsere diesjährige Reiseroute soll uns durch Botswana ins südliche Zimbabwe in den Ghonarezou-Nationalpark führen, dann weiter nach Osten an den indischen Ozean in Mozambique. Und weil wir ja irgendwann wieder nach Westen und Windhoek zurückkehren müssen, wird uns unsere Reise durch Swaziland, dann Südafrika, Lesotho und erneut durch Südafrika bis an die Westküste in Kapstadt bringen.
Wer weiss, ob wir in der Region Capetown dann die Festtage verbringen können, bevor wir der Atlantik-Küste entland nach Norden zurück nach Namibia aufbrechen. Dies ist  derzeit unsere grobe Routenvorstellung.
Diesmal kommen wir am Abend in Windhoek an, da wir via Johannesburg gereist sind. Nachdem wir unseren treuen Ali, unser Auto-tiny-house in perfektem Zustand von Nieki und Gerda von der Progress-Farm übernehmen können, wo Ali in einem Hangar untergebracht ist, wenn wir nicht reisen, fahren wir in den herrlichen Sonnenuntergang hinein, der die Bergketten anstrahlt, bevor die Nacht hereinbricht. Die Dämmerung ist sehr kurz, um 19.30 Uhr ist dunkle Nacht, als wir das Urban Camp in Windhoek erreichen.

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Am Morgen gibts immer zuerst Kaffee. Sei es auf einer gemütlichen Campsite mit viel Infrastruktur wie Schattendach, Wasser und Strom an jedem Platz oder in der Wüste oder im Busch: zusammen aus- und einräumen (das muss man bei so wenig Platz eigentlich immer), sich für den Tag vorbereiten: ein Kafi (für uns meist Nescafé Gold!) muss sein, mit der Tasse in der Hand etwas umherstreunen, die Umgebung beobachten, Ideen für den Tag austauschen and get going.
Und dann irgendwann auch frühstücken....... aber das findet jeden Tag auf eine etwas andere Weise und zu anderer Zeit statt.
Heute steht die Fahrt über den schönen und kurvenreichen Bosua-Pass nach Swakopmund auf dem Programm. Es ist heiss, fast 40 Grad.
Und wie schon einmal erwähnt: ohne Hut geht's gar nicht.

Die erste Nacht in der Wüste und ein wunderbarer Sonnenaufgang: wir sind einfach glücklich und allein an diesem Ort mit den zauberhaften und skurrilen Felsformationen, die aufgrund von Errosion durch den Wind entstanden sind.

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Die Weiterfahrt bringt uns zu unserer Home-Base: Swakopmund am Atlantik: Das Wiedersehen mit unseren Freunden Meike und Klaus, Peter und Hedwig Steinbrück und Gisi und Volker ist immer eine grosse Freude!
Wie so oft in Swakopmund sind die Temperaturen deutlich niedriger als in der sehr nahen Namib-Wüste: wir müssen tatsächlich unsere Daunenjacken anziehen für den vom Wind gepeitschten Strandspaziergang.
Ueli klärt in diesen Tagen mit "unserem" Garagisten Thimo bereits Fragen für die Rückkehr: Ali wird jeweils am Schluss unserer Reise auf Herz und Nieren überprüft  und wird diesmal vermutlich eine neue Frontscheibe resp. Abdichtung erhalten, Ende Januar 2024.
Es ist erstaunlich kalt in Swakopmund und wir beschliessen, einen Nachmittag ins Swakoptal zu fahren: einfach der Wärme und der Schönheit wegen.

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Nur etwa alle 10-20 Jahre fliesst der Swakopfluss tatsächlich bis ans Meer: zum letzten Mal im Februar 2022! Darum sieht man hier die schönen Formen und Farben des letzten Wasserlaufs noch. Und das Schwemm-Material dient als neues, willkommenes Bau-Material.
Hier waren wir vor zwei Jahren mit Peter und Hedwig an einem besonders schönen Tag (Reisebericht 2022 "Ein Tag im Swakoptal").
Heute ist es ziemlich diesig und Sand und Staub liegen in der Luft, aber es ist warm!

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Nach vier Tagen in Swakopmund (Freunde besuchen, Einkaufen, Organisatorisches klären) brechen wir auf nach Osten: zunächst bis an die Grenze zu Botswana, wo wir bei einer sehr freundlichen Familie eine Nacht auf deren Campsite "Tusker" bei Gobabis verbringen: sie haben diesen Platz vor 10 Monaten übernommen und setzen alles daran, einen freundlichen, sauberen, willkommenden Ort zu schaffen, an dem sich Reisende wohl fühlen. Dies ist ihnen gelungen!
Anderntags geht es weiter auf dem Kalahari Highway: wir passieren die Grenze zu Botswana und fahren bis nach Maun ins Sitatunga-Camp, einem Ort, wo viele Reisende eine oder mehrere Nächte verbringen und man immer wieder das Eine oder Andere an Neuigkeiten erfahren kann.

Kalahari Highway um 8 Uhr morgens                                                    Kalahari Highway um 1 Uhr mittags                                                 Kalahari Highway um 4 Uhr nachmittags

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Wir sind froh, nach einem Tag vieler Stunden im Auto endlich im Sitatunga-Camp anzukommen: wir kennen diesen Ort als ruhigen, aber lebhaften Stop-Over vieler Reisenden. Diesmal sind wir quasi alleine: kaum ein Auto steht herum und wir wählen einen Standplatz mit eigener Dusche und Schattendach (etwas Luxus darf sein!).
So ganz alleine sind wir dennoch nicht: vor wenigen Tagen waren Elefanten hier am Fluss, dem Thamalakane River ganz nahe bei der Campsite. Dies ist eine Information, die natürlich unseren Puls erhöht! Wir entdecken ihre Spuren überall, doch leider zeigen sie sich uns nicht.
Dafür besuchen uns Ziegen und nachts Rinder mit Glöckchen (wir erwachen wie auf der Alp Rotstock im Lauterbrunnental), die die zaghaften Triebe (hier zeigt sich langsam der Frühling, alles ist sehr trocken und die Menschen und Tiere warten auf ersehnten Regen) werden laufend wieder abfressen.

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Diese schillernd blau-grün-schwarzen Stare sind weit verbreitet und kommen gerne in menschliche Nähe: sie suchen Futter und heute bei uns Wasser. Das Wasser, das von unserem Abwaschtrog ein paar Meter weiter in den Sand fliesst unter einen Baum.

Und hier unsere Privat-Dusche und WC: sie hat alles, was man braucht, sogar warmes Wasser!

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Nach zwei Nächten in Maun und unserem obligaten Besuch in der lokalen Brewery füllen wir unsere Wasservorräte auf und rüsten uns für drei bis vier Tage, da wir noch nicht wissen, wann wir wieder auf welcher Campsite sein oder wo wir wann wieder frisches Wasser tanken können. Wir planen, die nächsten drei Tage an der Sowa Salzpfanne und wenn möglich auf Kukonje Island zu verbringen. Zunächst sind wir aber gespannt, ob wir an der Hauptstrasse von Maun nach Nata wieder Elefanten begegnen, die nach Wasser suchen.

Tatsächlich! Sie sind da! Erstaunlich ist es, dass es mitten am Tag ist und es sehr viele kleinere oder grössere Gruppen sind, vor allem Bullen. Sie halten sich direkt an der Hauptstrasse auf, suchen den Schatten an diesem heissen Tag und sie suchen Wasser! Wir haben schon gehört, dass der letzte Sommer und Winter in Botswana sehr trocken waren und nicht genügend Wasser von den grossen Flüssen aus Norden (Okawango, Chobe und Sambesi) kam. Die Wildtiere sind durstig und finden bisher kaum noch Wasser. Dies ist mit ein Grund, dass derzeit auch mehr Tiere verenden als in anderen Jahren. Die Bäume an der Strasse sind hier grösser als im Bush, was wohl mit ein Grund ist, dass sie hier sind. Zudem verläuft hier die öffentliche Wasserversorgungsleitung, welche die Elefanten offenbar mehr oder weniger mühelos ausbuddeln und das kühle Nass geniessen können.

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Dieser junge Bulle fällt uns auf mit einer gewissen Lethargie, er wirkt müde und erschöpft, wie wir das noch nie bei einem Elefanten in seinem Alter erlebt haben.....was ja aber nichts heisst, da wir keine Experten sind.
Er kratzt sich an diesem dürren Baum und versucht, ihn umzustossen: halbherziger Versuch und auch hier haben wir den Eindruck, dass er einfach keine Kraft und Lust mehr hat.

Am Nachmittag erreichen wir nach der Fahrt am Dorf mit meinem Lieblingsnamen vorbei eine uns bereits bekannte Campsite, wo wir eine Nacht bleiben: "Planet Baobab". Riesige Baobabs erzeugen eine einzigartige Atmosphäre und wir haben hier eine kleine Rundhütte (Boma) mit Schatten für uns allein und geniessen den Sonnenuntergang mit einem kühlen Bier.

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Der nächste Tag führt uns via Nata zum südlichen Veterinary-Fence und von dort direkt rechts ab durch dichten Bush: wir stellen uns vor, wie grün es hier in wenigen Wochen sein wird nach den ersten Regenfällen und die Mopanewälder in frischem Grün "explodieren" und damit den Tieren wieder genügend Futter und Feuchtigkeit bieten. Wir fahren ca. eine Stunde über die holperige Piste und stehen plötzlich vor einem Bahnübergang: eine schnurgerade Bahnstrecke transportiert die Soda-Asche, welche in Sowa ganz nah an der Salzpfanne gewonnen wird, in den Süden.
 

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Die Salzpfannen in Botswana sind ein Natur-Erlebnis: sie bilden den tiefsten Punkt des einstigen Makgadikgadi-Ursees und wurden vor etwa zwei Millionen Jahren von den Flüssen im Norden und vom Regen gespeist. Die Flusszuläufe sind längst versiegt, da eine gewaltige Verwerfung - die sog. Simbabwe-Kalahari-Achse - ihren Abfluss über den Limpopo-River in den indischen Ozean stoppte. In der Regenzeit füllen sich die Salzpfannen mit Wasser und bilden flache, riesige Seen, die bis an den Horizont reichen. Es sind Brutgebiete von Tausenden von Wasservögeln wie Flamingos, Pelikane und viele weitere. In der Trockenzeit können die Salzpfannen am Rand befahren werden und man kann die bekannten Inseln Lekhubu Island und Kukonje Island erreichen, wo viele Baobabs auf Felsformationen wachsen. Es sind heilige Orte der San-Urbevölkerung und sie kommen noch heute her, um ihre Rituale wie z.B. mit der Bitte um segensreichen Regen abzuhalten.

Salzpfannen sind in der Trockenzeit teilweise und nur am Rand befahrbar. Jeder vernünftige Reisende weiss das aus den seriösen Vorbereitungen, dass nur die obersten 5-10 cm ausgetrocknet sind. Sobald es regnet und freucht wird, verwandeln sich die Tracks zu unkontrollierbaren Schlammspuren aus glitschiger, klebrig-zäher dunkler Lehmmasse, welche schon oft Fahrzeuge schlicht verschluckt hat.

 

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Unser Weg zu der Kukonje-Insel ist problemlos passierbar, die Spuren sind eindeutig. Nach einer kurzen Erkundungsfahrt über die kleine Insel und der Entdeckung "unserer" Campsite am Fuss eines riesigen Baobabs fahren wir dem Salzpfannenrand entlang. Und ich möchte ein spezielles Foto machen. Und Ueli möchte nicht. Und ich drängele darauf und Ueli willigt widerwillig ein, nur 20m vom Ufer resp. der Grasnarbe entfernt ein ganz kurzes Stück zu fahren.

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Das Foto, als Alles noch ok ist!

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Die Fotos, als Nichts mehr ok ist!
20 Meter vom Ufer entfernt ist die Oberfläche zwar eindeutig ausgetrocknet, aber der Untergrund weich wie Butter und unser Ali zu schwer, obwohl wir genügend Luft aus den Reifen gelassen hatten vor der Fahrt durch den Busch.

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Es ist kein rühmliches Kapitel und wir hatten schlussendlich einfach viel Glück:
bei ca. 42 Grad in glühender Sonne 2 Stunden Räder ausschaufeln, noch mehr Luft rauslassen, zunächst die beiden neuen Max-Trax-Sandbretter richtig positionieren und den ersten Fahrversuch starten. NICHTS! Das eine Brett ist vom Raddruck direkt in den klebrig-schlammigen Untergrund senkrecht versenkt worden!

Also weiterschaufen, auch die Hinterachse und den hinteren Tank, die mittlerweile auch auf dem gummiartigen Dick-Schlamm aufliegen, genügend freilegen, das restliche Feuerholz bei den Vorderrädern unterlegen und die grossen Aluminium-Bretter herunterholen und neu platzieren: wir sind erschöpft und unendlich dankbar, als Ueli freikommt und Ali direkt auf die Grasnarbe fahren kann. Trotz weiterem Schaufeln gelingt es uns nicht, das eine Sandbrett aus dem dicken Schlick zu lösen und zu bergen. Wir beschliessen, es am nächsten Tag mit neuen Kräften zu versuchen.

Auch hier haben wir enormes Glück und Gott sei Dank! Die trockene Luft hat ihren Beitrag geleistet, die Oberfläche ist im Loch genügend abgetrocknet, sodass Ueli anderntags das Brett gut ausschaufeln kann. Es bleibt: ein schwarzer Fleck auf der Salzpfanne und in meinem Gewissen, so leichtsinnig eine Notsituation provoziert zu haben.

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Grosse Erleichterung am Abend unter unserem Baobab, ein paar Bier und zwei todmüde, aber dankbare Menschen schlafen nach dem denkwürdigen Sonnenuntergang 10 Stunden!

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Am nächsten Tag - wir tun nichts ausser ausruhen und einfach dankbar sein - bilden sich im Laufe des Tages dicke Quellwolken. Wir kennen das vom letzten Jahr aus der Kalahari und wissen, dass sie sich rasch verziehen können oder aber sehr bald eines der heftigen Oktober-Gewitter losbrechen kann. Wir haben keine Lust auf noch mehr Abenteuer in so kurzer Zeit, wo nach einem Gewitter die Piste aufs Festland kaum mehr gefahrlos passierbar sein wird. Also brechen wir auf....... und fühlen uns sehr gut dabei!
Die Fahrt aufs Festland ist problemlos und wir wenden uns auf einer kleinen, wenig befahrenen Spur Richtung Süden, um am Rand der Salzpfanne einen schönen Platz zum Übernachten zu suchen. Und wir finden ihn und sind einfach glücklich, spazieren in der Dämmerung auf den Kieselbänken herum, beobachten Vögel und gönnen uns nach dem Eindunkeln eine warme Dusche aus unserem Dachtank. Der warme Wind trocknet uns sofort.

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Von hier aus unbelastete Schritte auf der Salzpfanne.......

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Einfach erleichtert, dankbar und glücklich, obwohl der Schrecken noch in den Knochen sitzt!
Und die Brille sitzt ebenfalls- wie immer schief auf der Nase......
 

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Und zum Abschied nochmals ein roter Ball am Himmel

Die Weiterfahrt um das südliche Ende der Salzpfanne am andern Tag Richtung Süd-Westen führt auf einsamen, wenig befahreren Spuren, welche sich immer wieder im hohen Gras (ca 80cm hoch!) verlieren. Navigieren mit Karte, GPS und guten Augen ist angesagt: Ueli lots Andrea, die heute am Steuer sitzt und über flache, bewachsene Kuppen den Weg sucht, über Bauten von irgendwelchen Erdtieren hinweg, über Sträucher und Löcher im Wissen, dass Ali sowohl einen 4x4 Antrieb als auch ein Untersetzungsgetriebe mit Sperrdifferentialen hat. Dennoch ist es nicht nur entspannend, wie Ueli findet, sondern für Andrea echli schweisstreibend......
Wir kommen schliesslich ins Dorf Mosu, wo wir wieder auf eine Teerstrasse fahren und den Reifendruck erhöhen können.

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Schulkinder und Nicht-Schulkinder treffen sich beim Spielplatz "Schrottauto"

lokale Black Panther Bar und Rocklane General Dealer

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unterwegs.......

und immer wieder Baobabs in wunderlichen Formen........
und Kinder und ihre Aktivitäten (nicht immer einfach vom Auto aus zu fotografieren).........
und alle möglichen Verkaufsstände.......

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Alles aus Altblech/Alteisen:
Badewannen, Tränken, Friedhof-resp. Grabmäler

Wir entscheiden, noch bis Francistown zu fahren, wo wir im Woodland's Stop Over Campingplatz übernachten können. Ein ruhiger, hoffentlich schon etwas grüner und schöner Campingplatz. Und genau hier schreiben wir im Freiluftbüro diesen Reisebericht, bevor wir dann nach Zimbabwe weiterreisen.......

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©2021 Andrea Jungen & Ueli Lattmann. Erstellt mit Wix.com

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