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Überschrift 1
Ueli Lattmann & Andrea Jungen
Die Einreise in Zimbabwe beginnt quasi genau gleich wie im letzten Jahr: am Zoll geht alles reibungslos vor sich und die erste Station anschliessend ist der ECO-net-Stand in der nächsten Ortschaft Plumtree, um eine neue SIM-Karte zu kaufen und diese mit Telefon- und Daten-Guthaben aufzuladen. Und wer steht da? Fast die ganze Crew vom letzten November 2022, sie erinnern sich an uns, wollen unbedingt wieder Fotos machen! Eine fröhliche, lustige Stunde und viel Hilfe generell.
Diese Reise in Zimbabwe soll uns nach Bulawayo, einer in dieser Jahreszeit blühenden Stadt voller Jacaranda-Bäume in den Süden führen: in den eher noch wilden, nicht so oft besuchten Gonarezhou-Nationalpark. Auf dem Weg dorthin wollen wir zudem die Ruinen von Great-Zimbabwe besichtigen: einem Ort und Königssitz, der zu einem riesigen Königreich im 15. und 16. Jahrhundert gehörte, welches damals nicht nur im heutigen Zimbabwe, sondern auch im heutigen Mozambique und Südafrika über eine beträchtliche Ausdehnung verfügte und Handel betrieb mit Persien und weiteren östlichen Ländern, wie man aus Funden weiss. Eine beeindruckende Geschichte.
Und last but not least wollen wir die Eastern Highlands besuchen: Orte mit wunderbaren Namen wie Chimanimani und auch hier spannenden Geschichten über die Farm-Gründungen und Landwirtschaft im damaligen Rhodesion des 19. und 20. Jahrhunderts, bevor im Jahr 2000 mit der Landreform alles anders wurde. Darüber können wir Interessierten wohl eher mündlich erzählen, es ist oft so deprimierend zu sehen, wie es den Menschen und dem Land heute geht.
Das Art-Museum in Bulawayo: wir haben hier eine eindrückliche Ausstellung regionaler Künstler besucht: u.a. hat ein Künstler auf begnadete Art Gebrauchtes und Weggeworfenes neu verarbeitet (leider und richtigerweise durften wir nicht fotografieren)
Bulawayo verfügt im Stadtzentrum über wunderschöne, riesige alte Parkanlagen aus dem letzten Jahrhundert: sie bieten eine unglaubliche botanische Vielfalt und wurden eindeutig als Volks-und Erholungsparks zum Flanieren, Spielen, Schwimmen, Sport etc. angelegt. In einem Teil liegt unter grossem altem Baumbestand eine alte Campsite mit etwas morbidem und historischen Charme und leicht heruntergekommenen Einrichtungen...... es war so spannend, immer wieder alte Details zu entdecken.
Die Regenzeit hat begonnen: schon in Bulawayo beginnt es zu regnen und bei unserer Ankunft in Great Zimbabwe können wir grad noch die grosse Rundum-Markise aufspannen und einigermassen im Trockenen essen. Zum Glück gibt es hier warme Duschen! Wir bleiben auf diesem kleinen Platz in der Nähe einer Lodge und besichtigen mit unserer Führerin Miriam das grosse Gebiet mit den Ruinen und das Museum.
Die Menschen von Great Zimbabwe wussten, wie Steine durch Erhitzung gespalten werden können: sie beherrschten dieses Handwerk perfekt und errichteten zwischen natürlichen Felsen ca. 5m dicke Mauern mit Lüftung (völlig ohne Mörtel). Auf diese Weise konnten sie den Zugang zum königlichen Palast kontrollieren und verschiedene Lebensbereiche schaffen: den Palast, die Versorgungswege für Frauen (Polygamie) und für Männer, das Frauendorf, die Werkstätten etc.
Der Zugang in das Innere der Festung, kann leicht von einem Wächter überwacht und gesichtert werden
Durch diesen schmalen Korridor erreichten die Männer ihren Aufenthaltsbereich. Die linke Mauer ist etwa 5 Meter dick, trotzdem ist ein Windhauch im Korridor deutlich spürbar.
Aus den Erklärungen unserer Führerin finden wir es besonders spannend zu erfahren, dass VOR der Ankunft der Portugiesichen Kolonialherren bereits arabische und indische Handelsleute hier Handel trieben mit dem König von Great Zimbabwe: man tauschte vor allem Gold gegen Waffen und Eisen. Das Volk hatte kaum Verständnis für den Wert des Goldes, welches die Araber für ihre Paläste und Schmuck verwendeten. Heute nimmt man an, dass mehr als 600 Tonnen Gold vor dem 16. Jahrhundert durch Handel exportiert wurden.
Der Bereich der Frauen- und Kinderhütten unterhalb der Burg (gut geschützt!)
riesige Aloe-Bäume im Nebel: eine ganz besondere Stimmung
Durch Regen und Nebel fahren wir weiter nach Süden und Südosten zum Gonarezhou Nationalpark: unterwegs treffen wir auf kleinere und grössere Dörfer, wo wir Früchte und Gemüse einkaufen.
Die Zuckerrohr-Geschichte
1902 kam der schottische Farmerssohn Murray MacDougall über Südamerika nach Südafrika, wo er sich mit verschiedenen Gelegenheitsjobs durchschlug und schliesslich in die feuchtheisse, herbe und einsame Landschaft im Lowveld kam. Er wurde Zeuge einer fürchterlichen Dürre, welche tausende Menschen und Tiere das Leben kostete. Er konnte schliesslich dort Land erwerben und versuchte sich im Rinderfarming, was allerdings aufgrund der vielen Löwen, die seine Tiere rissen, nicht gelang. Er war schliesslich ruiniert. Er erinnerte sich an die Zuckerrohrplantagen in Südamerika und bemühte sich, mit künstlicher Bewässerung in diesem herben, dürren Land Zuckerrohr anzubauen. Dazu wäre eine Flussumleitung mit Untertunnelungen nötig gewesen und MacMurray wurde nur belächelt und die Kolonialherren versagten ihm jegliche Unterstützung. Ein Schotte ist aber ein Schotte: mit seinen Farmarbeitern arbeitete er sieben Jahre lang, grub einen 500m langen Tunnel durch Felsen, legte eine Staudamm an, leitete schliesslich den Mutirikwi-Fluss um und schuf auf einer Länge von 13km ! einen Bewässerungskanal. 1931 konnte MacMurray seine Weizen-, Tabak- und Baumwollfelder zum ersten Mal bewässern. Drei Jahre später erhielt er endlich die Bewilligung, aus Natal/Brasilien eine kleine Menge Zuckerrohr zu importieren. Seine Hartnäckigkeit und sein Wille sollten ihm Recht geben: das Klima im Lowveld war tatsächlich dank der Bewässerung für den Anbau von Zuckerrohr geeignet und nachdem er dann auch noch aus Natal die Verar-beitungsmaschinen importieren konnte, gelang es ihm, 1939 stolz die ersten 100 t Rohzucker zu präsentieren. Mittlerweile bestehen über 300km Bewässerungskanäle und halten die Zuckerproduktion aufrecht, mehrere tausend Menschen finden hier Arbeit.
Es riecht hier genau gleich wie bei Andrea's Reise in Brasilien (weil ja als Nebenprodukt auch Aethanol produziert wird).
Endlich im Gonarezhou Nationalpark: wir kommen in der absoluten Low-Season am Ende des Winters und der damit verbunenen Trockenzeit: viele Bäume haben noch kein Laub. Die Tiere in diesem Park sind scheu, sind sich nicht an Menschen gewöhnt wie in anderen grossen Nationalparks. Alle halten Distanz, sogar Paviane und Monkeys, die noch nicht zu wissen scheinen, das bei Menschen oft leckere Sachen zu stibitzen sind.
Dieser Nationalpark ist landschaftlich wild und rauh, der Runde-Fluss durchzieht ihn auf vielen Kilometern Länge und ein unendlich scheinendes Gebiet in diesem flachen Land gehört dazu: zu dieser Jahreszeit vor Vegetationsbeginn sieht vielleicht auch alles noch etwas rauher aus. Der Park wird deutlich unterstützt von der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft, welche mitverantwortlich dafür ist, dass hier ausgewiesene Campstellen sowohl mit minimaler Betreuung als auch ganz einsam im Bush erreichbar und sogar mit elefantensicheren Toiletten versehen sind.
Am ersten Tag bei Chipinda Pools: Hyppo-Grunzen während der ganzen Nacht, aber sie sind scheu und weit weg. Sobald man eine Annäherung versucht, wird untergetaucht. Dafür sind die Nyala-Antilopen zutraulicher..... Ueli wird am Morgen sogar von einer braunen Tüpfelhyane überrascht, die das Flussbord heraufstieg und an der Kante oben auf Ueli stösst: wer mehr überrascht war, ist nicht so eindeutig auszumachen, die Hyäne sucht ziemlich schnell das Weite.....
Weiterfahrt zur Fishan Campsite bei den Chilojo Cliffs: die erste Furt muss durchquert werden, ist aber kein Problem.
Zu unserem grossen Erstaunen sind die Paviane sehr scheu: sie beobachten uns, halten aber gut Distanz. Unser Platz liegt erhöht über dem teilweise trockenen Flussbett unter einem grossen Leberwurstbaum. Gegen Abend kommen die Paviane näher und wir fürchten, dass sie "unseren" oder den Nachbarbaum als Schlafbaum gewählt haben....und so ist es. Wir sind es, die nun etwas unruhig sind, aber bald merken, dass die alten Paviane ihre Gruppe gut im Blick und Griff haben und die ganze Horde tatsächlich im Nachbarbaum übernachtet (so ca. 10m Distanz!). Speziell ist, dass die Kleinen nachts auch ab und zu schreien und wimmern und sofort getröstet werden.
Leberwurstbaum: wir wollen endlich wissen, wie die Frucht schmeckt und innen aussieht: Ueli schneidet die Leberwurst auf: sie riecht nach Gurke und tatsächlich: nach wenigen Stunden sieht sie auch wie eine Leberwurst aus.
Wir geniessen diesen wunderbaren Park, obwohl sich die Tiere gut verbergen oder nur kurz zeigen: zu kurz, damit ich Bilder schiessen kann. Aber ein paar gelingen doch und auch die Landschaft ist einfach grossartig.
Kudu-Weibchen und Kudu-Bock
Klipspringer und Nyala-Bock
Campingplatz mit elefantensicherer Toilette
Wir sind langsam unterwegs von Lagerplatz zu Lagerplatz: unterwegs begegnen wir einigen Elefanten und einer Gruppe von Giraffen: es macht einfach Freude, die Tiere zu beobachten, auch wenn keine Fotos aus dieser Situation entstehen können.
Nach einem kleinen Aufstieg zu einem der wenigen View-Points, von welchem wir das breite, trockene Flusstal überblicken können, brechen wir auf zu unserem letzten Camping-Ort im Gonarezhou Park: einsam im Bush am Südwest-Zipfel vom Nationalpark gelegen, wo die beiden Flüsse Runde und Save zusammenfliessen. Eine weitere Flussüberquerung durch eine sandige Furt steht an.
Unterwegs wird die Vegetation grüner und wir treffen auf die ersten kleineren und grösseren Elefantenherden: eine davon quert etwas weiter von uns weg ebenfalls den Runde-Fluss und wir hoffen natürlich, sie wieder zu treffen.......
Das Treffen erfolgt schneller als erwartet: kaum um eine der vielen Windungen auf der sandigen Spur zwischen grossen Bäumen herumzirkuliert, stossen wir auf eine Elefantengruppe: es sind VIELE!
Und wir wissen, dass WIR warten, bis sie genügend gefressen haben oder einfach weiterziehen..... also sitzen, beobachten, schauen, warten.
In dieser Gruppe sind viele Elefantenmütter mit Kleinen und mit Jugendlichen: die ganze Situation ist sehr friedlich, aber wir wissen dennoch, dass sich die Gonarezhou-Elefanten an Menschen nicht gewöhnt sind und eine gewisse Vorsicht am Platz ist.
Nach mehr als einer Stunde ist der Weg frei, die Elefanten sind weitergezogen.
Der erste Morgen an der Gayiseni-Campsite: an einem derzeit trockenen Flussarm des Save-Flusses, der etwas weiter mit dem Runde-Fluss zusamenfliesst. Wir bemerken, dass es immer früher Abend wird: die kurze Dämmerung beginnt schon um 18.00 Uhr.....unsere Erkenntnis: wir sind ja bereits mehr als 3000 km nach Osten gefahren.
Ganz in der Nähe weiden Waterbock-Antilopen
Tages-Divertimento: Elefanten kommen ganz nahe bei uns über den Fluss, Ueli sammelt Holz für das Feuer am Abend legt, mit der Machete den Weg zur elefantensicheren Toilette frei, der Tag plätschert so dahin mit Vögel beobachten, schauen, was die Paviane, die auch hier sehr scheu sind, wohl beabsichtigen, und immer wieder Überraschungen erleben......
Die grossen Tiere kommen am anderen Morgen zurück über den trockenen Fluss.......... und die kleineren ...... marschieren bei ca. 38 Grad ebenfalls in der Wildnis am selben Ort. Es sind wohl Grenzsoldaten, da die Grenze zu Mozambique sehr nahe liegt. Sie sind überrascht, als sie uns sehen.
Der letzte Tag im Park bringt wieder ein Überraschung: erneut landen wir beim Wegfahren zum Parkausgang quasi unvorhersehbar in einer Elefantenherde. Sie lassen sich sehr viel Zeit. Sie sind geduldig, wir lernen es und haben einmal mehr Gelegenheit, einfach zu beobachten.
Der Abschied aus dem Park fällt uns etwas schwer: so viel wunderbare Natur und die wenigen Begegnungen mit den Parkrangers waren so herzlich:
Nun beginnt der Weg zu den Eastern Highlands in Zimbabwe: einer Region mit speziellem Mikroklima in den verschiedenen Tälern und Bergen, die mehr als 2000 Meter hoch sind.
Unsere Fahrt führt uns durch viele kleine Dörfer zu unserem Ziel Chimanimani.
Je höher die Strasse führt, desto kühler wird es, die Vegetation wird grüner, Mango- und Bananenbäume und sogar Plantagen überall. Ausserdem wachsen Kaffee- und Macadamiabäume und an allen grösseren Kreuzungen findet man Märkte, wo all die tollen Früchte und Gemüse angeboten werden.
Sie verkauft die besten Avocados, die wir je gegessen haben....
Ja, das wünschen wir diesem kleinen Mann von Herzen und dass er einen guten Weg finden möge
Ich habe fast den Eindruck, dass die letzten bei uns existierenden Tante-Emma-Läden hier nicht mithalten könnten: vom Schlössli über Mini-Solarzellen, Werkzeugen, einzelne Schrauben und Werkzeugen ist fast Alles zu finden. Und der Besitzer weiss auch genau, wo was ist!
z.B. Seife am Stück, ca. 50cm lang
Unsere Campsite liegt in Chimanimani auf einer Wiese! Aber dazu gehört ein Haus mit Dusche (heisses Wasser!), Toilette, genügend Sitzgelegenheiten und Tischen.
Die Aussicht auf die Tal- und Bergseite ist phantastisch, auch als der Nebel steigt....
Hier treffen wir Christa, eine in Südafrika lebende und pensionierte Deutsche, die seit Jahren ganz alleine reist. Ihr Leben und ihre Einstellung sind beeindruckend und wir freuen uns, zwei gemeinsame Tage verbringen zu können, gemeinsam zu essen, Geschichten zu erzählen und am Feuer sitzen, bevor sich unsere Wege wieder trennen: sie reist nach Süden, wir nach Norden.
Ueli hat sich entschieden, nicht die Panorama-Strasse (Strasse ist viel zu viel gesagt, es gibt ein bisschen Teer und viele Schlaglöcher) nach Norden zu fahren, sondern den Scenic-Track. Gemäss Reiseführer braucht man dazu ca. 4 Stunden. Gemäss Tempe, der lieben und grosszügigen Betreiberin des Campingplatzes für 3-4 Autos dauert es sicher weniger.....
Also: wir haben 5 Stunden gebraucht für 64 Km! Wer will, kann die Durchschnittsgeschwindigkeit auf dieser Holperpiste mit mehr Felsen und Löchern im Weg gerne ausrechnen. Aber es war auf jeden Fall "scenic".
Grandiose Berge, viel Landwirtschaft zum Überleben und Holzwirtschaft im grossen Stil durch Grossfirmen, die Eukalyptus und Fichtenwälder gezielt anbauen und alle 20 Jahre abholzen, prägen eine ganze Region.
Weizenfeld auf mehr als 1700 MüM.
Noch Fragen, weshalb vor 60 -150 Jahren europäische Bauern nach Rhodesien ausgewandert sind ?
Nach einer insgesamt 7-stündigen Fahrt sind wir gem. Christas Empfehlung im Vumba-Tal südlich von Mutare quasi in ein kleines Paradies geplumst. Wir hätten nicht gedacht, dass nach einer weiteren Holperpiste durch Bush, Wald und Urwald irgendwann ein Track bergan führt und wir dann auf einer grünen, blumengesäumten Wiese vor diesem Haus landen (es gab noch zwei weitere solche). Der Besitzer ist Roger, ein Mann in unserem Alter, der die Zivilisation hinter sich gelassen hat und nur noch in der Natur leben will. Wir dürfen einfach auf dieser Wiese zwei Tage mit Aussicht verbringen!
Auf seinem grossen Grundstück gibt es wie im ganzen Tal aufgrund der relativen Kleinräumigkeit noch viel ursprünglichen Wald: Urwald eben. Und Wasserfälle. Und einen alten botanischen Garten. Wir hatten das Glück, dass Roger es sich trotz seiner Gehbehinderung nicht nehmen liess, uns auf sehr verschlungenen Wegen durch seinen Urwald zu führen und viele spannende Pflanzen und Formen zu entdecken.
Würg-Feigen-Bäume:
they are not friendly!
sie klettern an einem Baum hoch, umschlingen ihn und schliesslich stirbt die Wirtspflanze ab. Würg-Feigen können mehrere hundert Jahre alt und riesig werden.
Sache gitt's.......
An unserem letzten Tag in Zimbabwe im Urwald mit Roger:
Danke, dass du dir und einigen Anderen diese besondere Welt bewahren willst!
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