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Überschrift 1
Ueli Lattmann & Andrea Jungen
Sambia
Nach einigen Regentagen in Kasane/Botswana, die - wie es sich später herausstellen sollte- nur der sanfte Anfang der Regenzeit waren - begannen wir mit Neugier und Spannung unsere Reise nach Sambia.
Die neue Brücke, die beide Länder verbindet und in beiden Richtungen mit einer moderne Zollstationen versehen ist, überspannt weit den Sambezi und ist erst seit Juni 2021 in Betrieb. Vorher mussten alle Fahrzeuge, egal ob PW oder riesige Lastwagen, die aus dem sambischen Copperbelt schwere Kupferplatten zu den Häfen Walvisbay oder Durban transportieren (alles geht nach China) mit zwei uralten Fähren übersetzen und stundenlang warten.....
Warten oder abwarten wurde auch unser Thema in Sambia: unsere Reiseplanung wich den Regenrealitäten, wir reisten keine langen Strecken und ganz anders, als wir es uns vorgestellt hatten. Dafür hatten wir viel Zeit, Menschen kennenzulernen oder mit ihnen Zeit zu verbringen, aus ihrem Leben zu erfahren und einen Teil Geschichte der südlichen Länder Afrikas aus der Perspektive von Betroffenen kennenzulernen. Wir waren und sind beeindruckt: immer wieder neu beginnen müssen, aus dem Nichts eine Existenz aufbauen, weitermachen auch wenn es erneut schwierig oder unmöglich wird, aufbrechen, migrieren und neu beginnen. Dies sind die Themen, welche white and coloured people bestens kennen. Aber wir haben auch Menschen getroffen, die aus sogenannt sicheren Lebenssituationen in Europa in die Länder ihrer Vorfahren aufgebrochen sind, monatelang im Zelt gelebt, aus Leidenschaft für die Natur eine Existenz aufgebaut und viel investiert haben, auch wenn das Land am Fluss, auf dem sie nun eine Lodge und Campsite betreiben, von der Regierung nur für 8 Jahre zur Verfügung gestellt wird und keine Garantien auf Verlängerung bestehen. Die Begegnungen mit Menschen, ihrer Herzlichkeit und Offenheit bleiben uns als das Wesentliche dieser Reise in Erinnerung, ebenso die Erfahrung, mit wie viel Zuversicht und Wenigem man einfach wieder neu beginnen kann.
Die Begegnung mit Rob&Claire auf ihrer Farm nördlich von Livingstone, wo auf dem Farmgelände auch ein paar Stellplätze für Camping auf der Wiese am Damm zur Verfügung stehen, war von so viel Herzlichkeit geprägt, wie wir es später noch mehr erleben durften. Und es stellten sich ziemlich schnell zwei Sachen heraus: wie haben eine gemeinsame Bekannte, die uns viel bedeutet (die Welt ist manchmal klein) und unsere Reise, so wie wir sie vorgesehen hatten, ist nicht möglich, da die NEUE Haupt-Zufahrtsstrasse in den Kafue-Nationalpark schlicht weggespült wurde vor ein paar Tagen. Auch bei Rob und Claire stand das Wasser am Damm hoch, wenige Meter von unserem Auto weg und wir wir später erfahren haben, lief der Damm vier Tage später über.....
Aber die Vollmondnach war wunderschön.
Claire und Rob haben uns an ihre Freunde the Middletons "weitergereicht", wo wir auf einer drei-Generationen-Farm drei spannende Tage verbracht haben bei Chesun&Tamron und Tamys Eltern Dawn&Chris. Der Farmbetrieb beherbergt traditionelles Farming, Jagd-Farming mit dem Pfeilbogen und den Anbau von Avocados, Pecan-Nüssen und Rüebli für Gewürzmischungen in Deutschland. In den zum Glück sonnigen Spätnachmittagsstunden hat Chesun uns auf Farmfahrten mitgenommen und uns viel Interessantes gezeigt: die selbst errichteten Dämme und Seen, die vollgefressene Python (die vermutlich ein Impala erwürgt und gefressen hat und sich nun viele Wochen kaum mehr bewegen kann).
auf Farmfahrt.......
auf den alten Pickup, der angeschoben werden muss, werden einfach vier neue Campingstühle gepackt, die Grosseltern und UL und Jua (auch im Grosseltern-Alter) klettern auf die Ladebrücke und in die neuen Campingstühle und es gibt nur eines: FESTHALTEN und los gehts.....
Bei den Schlammlöchern haben dann nur Chris und Andrea hinten so richtig was abgekriegt!
Und zur Belohnung der Sundowner-Fahrt dann ein Bier: natürlich ein MOSI
Tamryn und ihre Mutter Dawn sind beide Kunstmalerinnen und stellen ab und zu aus. Vor ihrem alten Farmhaus wurde vor ein paar Jahren ein Atelier und ein Gästezimmer eingerichtet, das wir benutzen durften: ein herrlicher Blick über die Ebene und auf den grossen Feigenbaum am Deich und jeden Abend eine Gruppe von ca. 30 Kudus, die sich am frischen Gras freut und äsend ums Haus streift; wunderbare Natur und Ruhe
Ausflug zurück nach Livingstone zu den Big Falls: den Victoria-Falls natürlich.
Da wir unsere Reiseroute nun ganz anders legen mussten, sind wir nach Livingston zurückgefahren, um doch noch die berühmten Fälle zu besichtigen.
Pflotschnass sind wir geworden, darum gibt es nicht so viele Bilder.....aber eindrücklich war es!
Aufbruch nach Lake Kariba, dem 1959 grössten Stausee der Welt
wir kaufen Gemüse und Früchte wenn immer möglich auf lokalen Märkten: sie sind frisch und schmecken einfach herrlich, immer wieder ergeben sich interessante Kontakte und Begegnungen. Zugegeben, die ersten Erfahrungen auf einem Markt im zentralen Afrika waren speziell: aber schon beim zweiten Mal fühlten wir uns sicher, kamen einfach mit Leuten ins Gespräch und über Erde, Sand, Abfall und Buden aller Art schauten wir einfach hinweg.....und dann ist die Wahrnehmung frei für Anderes, Wichtigeres.......
Das Hinterland vom Lake Kariba ist wunderschön: zeitweise schien sogar die Sonne, die Strassen sind entweder voller Potholes oder sogar geteert und viele kleine Äcker finden sich überall, die von Frauen bestellt werden.
eine Frau flickt die Strasse, indem sie die weggeschwemmten Strassenstücke mit Steinen auffüllt......
An diesem Tag auf dem Weg durchs Hinterland fuhr Ueli 12 Stunden: wir hatten uns vorgenommen, unterwegs im Hinterland zu übernachten. Dunkle Wolken zogen dann auf, unser telefonischer Kontakt betreffend Unterkunft ergab, dass eine Flutwarnung bestand und - wie sich später herausstellte- die Auswirkungen des Zyklons erwartet wurde, der in Mozambique und Malawi katastrophale Verwüstungen angerichtet hatte. für uns bedeutete dies, irgenwie noch an einen sicheren Ort gelangen: dies war Siavonga, das Dorf an der Staumauer des Lake Kariba und Grenzort zu Simbabwe. Wir konnten dann tatsächlich in einem alten Ferienresort Eagles Rest ein ebenso altes Cottage mieten für drei Tage und ab und zu im Regen rumfahren und die Staumauer besichtigen.
Der Bau der Staumauer begann 1956 und wurde 1959 vollendet. Fünf Jahre dauerte es, bis der See/der gestaute Sambezi, seine jetzige Grösse erreichte. Durch das Stauen wurden ca. 57'000 Menschen aus dem Stamm der Toga umgesiedelt. Sie waren seit Generationen Fischer und mussten ihre angestammten Gebiete verlassen und ins Hinterland ziehen. Aus Fischern werden nicht einfach Bauern...... viele Toga sind Opfer dieser Zwangsmassnahmen geblieben und noch immer von Errungenschaften wie Stromversorgung und Enkünften aus dem Tourismus ausgeschlossen, verarmt.
Der Stausee zählt zu den grössen Stauseen Afrikas und ist zehn Mal grösser als der Bodensee. Der See ist fischreich, wird aber jede Nacht mit Hunderten von Fischerbooten, die mit Licht fischen, überfischt.
Nach drei Tagen in Siavonga wagen wir die Reise trotz Regen nach Osten Richtung Lower Sambezi NP: unser Ziel war ein Bushcamp am Sambezi kurz vor dem Park, das uns empfohlen worden war. Der kurze Halt und Einkaufen in Chirundu war wichtig, da wir nicht wussten, wann und wie wir weiterfahren oder zurückfahren mussten.
lange Fahrt entlang dem Sambezi durch viele Pfützen, mehr oder weniger tiefe Löcher und einfach gut, endlich anzukommen in Mukuyu: wir konnten in diesem Hüttli schlafen und der alte Mann, der uns empfing, war so hilfsbereit und aufmerksam..... aber alles war feucht und mehr!
am Abend ein paar Stunden Trockenheit und wie wunderschön und romantisch hätte es hier sein können
Nach den ruhigen, romantischen Stunden am Sambezi fing es in der Nacht erneut an zu giessen: der Bach neben unserem Hüttli stieg an, Andrea tat kein Auge zu und sah schon das Hüttli in den Sambezi kippen.... und nachdem wir erfuhren, dass die lokale Bevölkerung nun als Transportweg nur noch den Fluss benützte, war klar, hier können wir nicht bleiben. Also Fahrt zurück nach Chirundu und dann nach Lusaka, in die Hauptstadt Sambias.
Ein paar Sonnenstrahlen bei der Ankunft auf der Campsite in Lusaka, aber sie stand quasi unter Wasser. Also auch hier Cottage mieten und ein paar Stunden später ging es wieder weiter mit dem von den meisten Menschen und Tieren ersehnten Nass
Strassenimpressionen unterwegs........
In Lusaka verbrachten wir drei abwechslungsreiche Tage trotz dem vielen Nass: Besuch im Nationalmuseum (klein aber informativ), Spaziergang durch einen Craft-Market und natürlich viele Mangos, Avocados und Ananas eingekauft, eine internationale grosse Shopping Mall kennengelernt (das wollten wir uns nicht entgehen lassen und drin war es ja trocken!) und last but not least Dan Wyllie kennengelernt, der in seiner Garage am Stadtrand von Lusaka bei unserem Besuch Ali kurz angeguckt, seinem Mitarbeiter eine Anordnung erteilt, für uns das Internet kurz aufgeschaltet hat, damit UL eine wichtige Pendenz erledigen konnte (Internet und Strom fielen in den letzten Tagen in Lusaka wegen eines weiteren Zyklons öfters für mehrere Stunden oder Halbtage aus). Schlussendlich erklärte Dan nach 20 Minuten , dass das Alles selbstverständlich gratis sei wegen so einer Kleinigkeit!!! Einzige Bitte war, dass wir auf der App "I-Overlander" eine Notiz anbringen, damit Reisende sehen, dass es die Garage noch gibt und sie nicht wie viele andere den Betrieb eingestellt hat.
Nach drei Tagen schien die Weiterfahrt an den Lake Itezhi-Tezhi wagbar und wir wollten den Kafue-Nationalpark doch noch besuchen, dann nach Mongu, in die Hauptstadt des Western-District weiterreisen und von dort nach Süden wieder nach Namibia weiterreisen. Wir fanden Unterkunft bei Brad and Ruth, die uns Rob&Claire und die Middletons empfohlen und bereits angekündigt hatten: ein kleines, 40-jähriges Cottage war für die nächsten drei Tage unser Zuhause und die Klippschliefer in unmittelbarer Nachbarschaft. Der Weg zum See war matschig und nass wie so oft......
zum Glück gab es auch hier wieder sonnige Stunden in jeder Beziehung: das Einkaufen auf dem lokalen Markt, die Schulkinder, die kichernd hinter mir her gingen und meine Haare berühren wollten (und ich dann als "Gegenleistung" ihre Haare anfassen durfte).
Einen halben Tag später konnten wir dann kurz in den Nationalpark-Randbereich besuchen und vor allem abklären, ob die Brücken noch immer unter Wasser stehen oder ob wir die Weiterfahrt auf der Spinal-Road durch den Kafue NP wagen können.
Wir wagten es und waren froh, dass das Wasser bereist stark zurückgegangen war.
Durch die Vermittlung von Brad und Ruth durften wir bei unserer Weiterfahrt bei Andy und Libby übernachten, die im Kafue NP eine kleine Lodge mit Campsite betreiben, die aber offiziell in den Regenmonaten geschlossen ist. Es war wunderbar, direkt am Fluss unter einem dichten Dach schlafen zu können und in den wenigen sonnigen Stunden mit Andy eine Flussfahrt auf dem Kafue zu unternehmen.
Ueli
Ueli am Wiise bei den Stromschnellen.....und das auf dem Felsen ist Rocky, das Krokodil, das hier auch noch lebt......
Begegnungen unterwegs von der Fahrt aus dem Park und Richtung Mongu
Leberwurstbaum
Meerkatze
Büffelherde
alter Büffel
Überall in Sambia wird gekölert: dazu werden meist illegal Bäume und ganz Forest-Land-
Striche abgeholz, das Holz verkölert, zu irgendeinem Markt irgendwie transportiert oder grosse Lastwagen holen die Holzkohle nachts an den Strassenrändern ab.
Ein grosses Problem in Sambia: den Menschen gehört der Wald nicht, sie pflanzen danach Mais und Hirse an und sind quasi neue "Pächter".... aber die Menschen haben meist keine Optionen. Umweltfragen oder Nachhaltigkeit ist bei der Realität von Hunger und fehlendem Einkommen kein Thema.
Nach langen Stunden Fahrt erreichen wir bei strömendem Regen Mongu, die Hauptstadt des Western Districts von Sambia. Der Western District ist etwa drei Mal so gross wie die Schweiz und es leben 930'000 Menschen hier in der grossen Sambezi-Region, die alles Leben prägt.
Die Strasse hierher besteht auf einer Strecke von ca. 70 km vor allem aus Schlaglöchern, die meist sehr tief sind, d.h. 30-40 cm oder mehr. Auf dieser Strecke, die die Hauptverbindung zwischen der Hauptstadt und der Western Province bildet, verkehren auch die riesigen Lastwagen, welche das Kupfer aus dem Copperbelt zum namibischen Hafen bringen.
Für uns war Mongu ein spannender Ort und wir schienen die fast einzigen weissen Menschen dort zu sein (eine weisse Missionarin hat uns noch angesprochen und die Besitzerin des Ortes, wo wir erneut eine Cottage mieten konnten (Stil 1970). Die vielen Verkaufshäuschen an den Sandstrassen haben uns belustigt: fast immer sitzt eine Person darin, die aktiv ist, telefoniert, flirtet, schimpft oder auch schläft.
Mongu liegt erhöht auf einem Höhenzug bei einer riesigen Ebene, die jetzt in der Regenzeit zum Flutgebiet wird: die Barotse-Ebene (das alte Land der Barotse-People).
School is out.... und auf dieser Strasse promenieren abends Dutzende von Menschen, Kinder spielen, auf Velos wird allerhand transportiert und Andrea vertritt sich auch die Beine und macht den einen oder anderen Schwatz
still going strong....
Brücke über den Sambezi
Nachfolgend Impressionen aus der Barotse-Flutebene: derzeit steigt das Wasser täglich. Familien wohnen auf Erhöhungen in der Ebene und sie sind nun dabei, ihren Haushalt auf den Hügelzug von Mongo zu zügeln, bis das Wasser wieder zurückgeht und erneut fruchtbares Land hinterlässt.
Hirten mit ihren Kühen
Schulkinder auf dem Heimweg
Am Tag unseres PCR-Tests im Regionalspital Mongu am frühen Vormittag fuhren wir nach Norden zum Parkeingang der Liuwa Plains, dem ersten Nationalpark von "African Parks": es muss eine fantastische, weite Ebene sein, wo viele grosse Gnu- und Büffelherden migrieren, viele Löwen wohnen und die Weite ein spektakuäres Erlebnis sein soll. Wir wussten, dass die Ebene derzeit vermutlich kaum zu erreichen istt und überflutet sein würde. So jedenfalls wurden wir mehrfach informiert. Aber den Zugang, den wollten wir wenigstens sehen.
Und trafen auf ein kleines und aktives Dorf am Fluss Luanginga, wo ein reges Treiben bei der handbetriebenen Fähre herrscht: auch Fahrzeuge setzen hier über.
Der Fährmann
Die Bananenverkäuferin
Die Mangoverkäuferin, die nach dem Kauf von sechs wunderbar reifen Mangos unbedingt von uns zusammen mit ihr ein Bild haben wollte und dann glücklich war, als wir von ihr ebenfalls ein Bild knipsten
Ueli beim Speeding-Fine: er übersah auf einer Landstrasse eine 40km-Tafel und wurde promt von der Polizeikontrolle, die versteckt unter einem Baum in einer Senke wartete, gefilmt. Er "durfte" zu einer hübschen Polizistin ins Auto sitzen, Pass zeigen, Busszettel ausfüllen und natürlich zahlen.
Dieses Foto ist unerlaubterweise "aus der Hüfte geschossen".
Die Ngonye Falls des Sambezi auf dem Weg von Mongu nach Shesheke an der Grenze zu Namibia: endlich wird das Wetter stabiler und die Sonne scheint schon den halben Tag.
Wir sind froh, dass morgen der 10. Februar 2022 ist und wir mit dem neuen Carnet de Passage in Namibia einreisen können: damit darf unser Auto ein weiteres Jahr in der südafrikanischen Zollunion SACU bleiben!
Zambesi zum letzten Mal auf dieser Reise: ein majestätischer Fluss, ein majestätischer Baobab, mehrere hundert Jahre alt.
Wir kehren wieder: aber bestimmt in einer anderen Jahreszeit.
Es bleiben die Erinnerungen an bewundernswerte Menschen und Landschaften, die wir gerne im Trockeneren kennenlernen möchten.
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