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Südafrika

wie weit und wie vielseitig ist dieses Land, das die breite südliche Spitze eines ganzen Kontinentes bildet.
Wir haben ein paar wenige Eindrücke erhalten: die einen haben wir schon beschrieben. In dieser 6. Reise-Etappe sind uns vor allem die zauberhaften Landschaften und Kulturlandschaften in der südlichen und westlichen Cape-Region in wunderbarer Erinnerung und die Begegnungen mit liebenswerten Menschen.
Ueli, der eigentlich in keiner Weise Lust hatte, Kapstadt und Umgebung kennenzulernen, ist mittlerweile begeistert von der einzigartigen Natur, den wilden Küsten, den hilfsbereiten und weltoffenen Menschen, der Kulinarik, den historischen Dörfern und Städtchen sowie den Weinbaugebiegen und ihren Erzeugnissen.

Während Wochen können wir auf dieser Reise über kein vorhandenes oder kaum stabiles Internet verfügen und keine Berichte erstellen. Stundenlang ist täglich auch der Strom aufgrund von Load-Sheding (damit die Netz-Belastung auf den alten, kaum mehr gewarteten Stromnetzen nicht zu gross wird) abgestellt. Und als wir über die Weihnachtstage in Constantia/Kapstadt eine Woche in Corinnes wunderbarem Haus und ihrem zauberhaften Garten gewohnt haben, wo zwar die ganze Infrastruktur Corinne-mässig perfekt vorhanden ist, sind wir krank und müde. Also keine Berichte und keine Fotos........und wir sind offen gesagt auch so überwältigt von den vielen Eindrücken und Erfahrungen, dass wir uns zeitweise ausserstande sehen, diese in eine Abfolge zu bringen und einen Reisebericht zu erstellen.

Aus der zeitlich und räumlich etwas weiteren Distanz und mit in der 7. Reise-Etappe ganz anderen Erlebnissen (nächster Reisebericht) lassen wir nun einblicken:
diese 6. Etappe beginnt mit zwei kurzweiligen Tagen mit vielen tierischen Begegnung im Addo Elephanten-Nationalpark, führt uns an die Küste bei Jeffreys Bay und weiter durch das Küsten-Hinterland nach Kapstadt. Keine Garden-Route, dafür Berge, Berge.......

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auch trinken will gelernt sein

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Jeffreys Bay ist ein Traumziel der Wellensurfer: hier finden offenbar internationale Wettkämpfe statt.
Wir aber sind hier auf einem einfachen Campingplatz und staunen einfach darüber, wer die anderen Camper sind und was sie so alles an Equipment dabei und aufgebaut haben.....der ganze Haushalt scheint mitzukommen: Waschmaschine, Airconditioning, Lounge, Esszimmer......... böse Zungen würden sagen:
Südafrikaner halt......... Aber die Bucht ist weit und schön, die Gischt und Regen sind in der Luft: wir lieben dieses Wetter.

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Nach zwei Stunden Fahrt in die Berge Richtung Baviaanskloof, einem grossen Wildnis-Park, treffen wir auf viele Citrushaine, die sich an den Bergflanken hochziehen. Und es wird enger: die schmale Strasse schlängelt sich ca. 30 Meter hohe Nagelfluh-Felsen entlang auf unserem Weg zu einem Übernachtungsplatz vor der eigentlichen Fahrt in der Baviaanskloof. Es scheint, als würden nächstens und jederzeit  Steinbrocken runterfallen (was sicher auch oft der Fall ist) .....ein mulmiges Gefühl.

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Baavianskloof ist ein vielseitiges, wildes, 300'000 ha grosses und nur durch eine einzige Strasse durchquerbares Naturschutzgebiet und Wilderness Area. Die Strasse ist etwas Besonders: also eine sehr langsame Strasse oder vielmehr ein Karrenweg. Die Höhenunterschiede sind enorm. Mal trifft man auf Hochebenen, durchquert tiefe Täler und fährt an steilen Schluchten den nächsten Berg wieder hoch. Es ist gut, kein breites Auto zu haben und eines, das solches Terrain bewältigen kann. Rutschen kann man sich nicht leisten, es gibt keine Abschrankungen. Manchmal ist die Strasse auch ein Flüsschen und zum Glück ist Ali auch ein Schiff........

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Protea-Pflanzen in Orange und Rot und die heilenden Aloen - hier in Baumform -sind ebenfalls Hingucker in dieser Wildnis. Es ist heiss und trocken an diesem Tag und leider begegnen wir den Wildtieren nicht: sie suchen wohl auch den Schatten. Zwei Tage verbringen wir in diesem Naturpark und sind begeistert

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Die Berge werden schliesslich flacher, die Kluft der Wilderness Area geht in Weite über..... spannend ist es, die Wetterscheide und die Wolken zu beobachten, die von der Küste ins Hinterland drängen, aber vom Klima der kleinen Karoo (ein trockenes, heisses Gebiet im Inland) zurückgedrängt werden.
Und plötzlich sind wir an unserem Ziel angekommen: einem sehr hübschen, europäisch - nein, eben typisch südafrikanisch kapholländisch - anmutenden  Städchen namens Prinz Albert. Hier wirk alles so proper, blumenreich, traditionsbewusst und es verschlägt uns fast die Sprache über so viel Unerwartetes, was es hier zu sehen und zu kaufen gibt. Die Menschen scheinen auch sehr stolz auf ihr Kleinod zu sein und erzählen viele wunderliche Geschichten. Es ist auch die Region der Mohair-Schafe und der Käse-Produktion und viele Erzeugnisse können in vielseitigster Form erstanden werden.

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Uelis neues Büro: vor allem windgeschützt! Man bemerke das Leoparenfall im Hintergrund!

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Wir verbringen in der Nähe von Prinz Alberg am Fuss der Berge zwei Nächte auf einer sehr schönen Campsite: die Tage sind heiss, die Nächte kühl/kalt, es weht ein starker Wind (unsere Wäsche trocknet in kürzester Zeit), es gibt hier wunderbaren Kuchen (sie Portionen in Südafrika sind quasi immer doppelt so gross wie bei uns, was gewisse Erscheinungen erklärt ;-) )
 

Die Fahrt über den Swartbergpass ist wohl stellvertretend für so viele Passstrassen in dieser Region: enge Täler, weite Höhen, eine zauberhafte Vegetation und eine Kurve nach der anderen, wechselnde Wetterbedingungen in kurzer Zeit....... und hier gibt es sogar Strassenrand-Befestigungen!

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Eine Stunde und ein paar Höhenmeter später auf der Passhöhe:

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Aloen und Proteapflanzen sind hier endemisch und gehören zur typischen Kap-Vegetation

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Und ist dies nicht ein zauberhafter Ort?
Wir treffen hier Astrid und Rolf: irgendwie wunderlich und einfach so schön, dass wir uns jedes Jahr irgendwo im südlichen Afrika begegnen (Internet sei Dank), dieses Mal erstmals in Südafrika. Sie beide sind am Reisen, wir auch.......und bisher haben sich unsere Wege immer irgendwie kreuzen lassen resp. wir haben es mit kleinen Anpassungen immer möglich gemacht, uns zu treffen. Diesmal für 2-3 Tage in Oakrest-Lodge, einem Weingut am Fuss der Berge. Es liegt auf dem Weg nach Nordosten für Astrid und Rolf und auf dem Weg nach Westen für uns. Die grüne Wiese ist unser Campingplatz! Und heisse Dusche etc. in bestem Standard gibts auch noch!

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Unser fröhliches Zusammentreffen ist überschattet von der Nachricht, dass unser gemeinsamer Bekannter Kurt, mit dem und dessen Frau Isabelle wir in früheren Jahren auch schon ein paar Wochen gereist sind, schwer an Krebs erkrankt ist und seine derzeitige Reise in Lusaka abbrechen und mit der REGA nach Hause fliegen musste.
Wir beschliessen spontan, sein Angebot anzunehmen, an seiner Stelle mit Astrid und Rolf ab dem 3. Januar 2024 im Kgalagadi Transfrontier Nationalpark 2 Wochen zu verbringen und seine Reservationen zu übernehmen (wir erzählen im nächsten, 7. Bericht darüber).

Doch vorerst fahren wir Richtung Westen: wir wollen Jan und Kinny, die wir in Mozambique kennengelernt haben und sehr mögen, in Stellenbosch besuchen und wenn möglich die Weihnachtstage an einem ruhigen Ort im Western Cape verbringen.

Diese Tagesreise führt uns via Robertson, wo wir bei den '4 Cousins' ein fantastisches Mittagessen mit wunderbarem Wein geniessen (bei allen Weingütern kann man in wunderbarer Athmosphäre auch fantastisch essen), nach Franshoek: ein hübsches, herausgeputztes, von den Hugenotten gegründetes Städchen, alle Strassen sind immer noch auf französisch angeschrieben. Natürlich schlendern wir ein bisschen herum in willkommener Pause und fahren anschliessend nach Stellenbosch zu Jan und Kinny. Zunehmend zeigen sich uns grosse Weinberge und in Stellenbosch so viele, so weit das Auge reicht...... bis zu den nächsten Bergen. Eine wunderschöne Landschaft und dies bei herrlichem Wetter: typisches Cape-Wetter! Nicht zu heiss, eine ständig wehende leichtere oder stärkere Brise, die Nächte angenehm kühl mit 17-25 Grad.

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Bei und mit Jan und Kinny: sie leben mitten in den Weingütern am Fuss der Berge und wir verbringen zwei herrliche Tage miteinander. Am Morgen Strandwanderung in 'Strand' am Meer, dann dort Frühstück, wir machen Ausflüge ins alte Städchen Stellenbosch und besuchen das Vergelegen-Weingut: wir sind so beeindruckt und unsere Sinne sind in jeder Beziehung angesprochen. Hier unser Abendspaziergang vor dem Sundowner.....

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Stellenbosch und Vergelegen und wie offenbar immer hier: öppis Guets zum Ässe und zum Trinke........und auch eine Freude für die Augen

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Wir sind sehr glücklich, dass wir die Weihnachts- und weitere Tage im von Corinne Itten gemieteten Haus in Constantia/Capetown verbringen können. Wir sind trotz allem bisher so Schönen und Erfreulichen auch etwas reisemüde und derzeit stark erkältet. Es ist einfach toll, für eine Woche ein gutes Bett in einem einzigartigen Haus in einem traumhaften Garten zur Verfügung zu haben, uns auskurieren und dennoch einen einmaligen Ausflug ans Kap der guten Hoffnung erleben zu können.

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Kapstadt Waterkant                                                                                                                    und der Fischerort Kalk Bay an der südlichen Bucht von Kapstadt

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An diesem Tag windet es stark, die Küstenstrasse ist aufgrund von Waldbränden nicht befahrbar, wir werden durch das Hinterland ans Kap der guten Hoffnung fahren müssen. Wir nehmen eine der immer tollen Empfehlungen von Rolf auf und gehen essen im Olympia Cafe and Bakery in Kalk Bay, wo uns am Parkplatz zunächst dieser braune Kerl erwartet, der soeben von den Fischern die Reste erhalten hat. Das Essen(frischer Thunfisch) im Olympia Café schmeckt fantastisch, der Wein auch!

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Auf dem Weg zum Kap besuchen wir die Pinguin-Kolonie: eine von zwei Kolonien von Kap-Pinguinen, die dank des kühlen Wassers des arktischen Benguela-Stromes hier leben können. Es ist eine fischreiche grosse Bucht. Seit die Fischerei sich auf den Atlantik verlagert hat und die Schiffe grösser und stärker geworden sind, fahren sie weiter aufs Meer hinaus. Das kommt der Pinguin-Kolonie zugute: sie hat sich wieder vergrössern können und ist nicht mehr so stark gefährdet wie früher.

Einer tanzt aus der Reihe beim Sonnenbaden

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Zuerst einmal die Wellen beobachten, dann die Füsse reinstrecken und testen....... und dann schliesslich doch ins Wasser.....

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Wir sind angekommen am Kap der guten Hoffnung! Welch geschichtsträchtiger Ort!
Es bläst einen fast von den Felsen, aber er ist ein unbeschreibliches Gefühl, hier zu sein!

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Wir bekommen eine Ahnung davon, welche Kräfte hier am Werk sind und welche Fähigkeiten es gebraucht hat und noch braucht, um hier an diesem Ort der Welt die Verbindung vom Atlantik in den indischen Ozean zu einer glückenden Fahrt und Reise machen zu können.


Auf dem Rückweg nach Constantia durch die einzigartige Vegetation in den Bergen der Kap-Spitze sind aufgrund der starken Winde viele Waldbrände am Wüten: Mehr als ein Dutzend Helikopter sind im Einsatz und wir sind von den Flugmanövern beeindruckt.  Der Rauch ist stark, die Luft gelbbraun, da die Vegetation des Fynbush mit der einzigartigen Pflanzenvielfalt (die Pflanzen müssen in diesem rauhen, windigen und oft trockenen Klima überleben können) bedrohlich schnell und stark brennt. Der Rauch und die Feuer sind eine Bedrohung, der Wind lässt tagelang nicht nach.
Wegen des starken Rauches können wir den berühmen Tafelberg in Kapstadt nicht besuchen: die ganze Landschaft ist in Dunst gelegt.
Aber wir besuchen dafür den botanischen Garten und ein weiteres Weingut trotz unseres Hustens und leichtem Fieber; Wein und Essen sind ein Genuss!

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Wie gern würden wir noch bleiben und weiteres Lukullisches entdecken! Kapstadt ist etwas Spezielles, wohl einfach Kapstadt und die einzigartige Lage und Klima haben Stadt, Land, Leute geprägt und ziehten immer noch an.
Unsere Pläne sehen jedoch Anderes vor, das wohl auch sehr spannend werden kann. So brechen wir auf zu den Cederbergen nordöstlich von Kapstadt, wo wir zwei Tage bleiben und auf eher rauher Piste weiterfahren wollen. Unterwegs wird es immer trockener, Olivenhaine, Zitrus-Plantagen wohin das Auge reicht. Gegen die Berge zu immer wieder Weingüter: wo Wasser ist (hier aus Borlöchern) und die Wolken vor den Bergen abregnen, ist das Klima für den Anbau von Citrusfrüchten und Wein gut geeignet.

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Unser Campingplatz für eine Nacht: auf dem Areal eines berühmten Weingutes in einem Hochtal auf fast 1800 MüM, wo in 5. Generation ein preisgekrönter Shiraz angebaut wird. Die Vegetation besteht erneut aus Fynbush und da, wo Wasser ist, aus Ahorn, Eichen und sogar einem Hochmoor.

Am nächsten Tag führt uns die Reise auf einer interessanten Strecke - mehr ein Track als eine Strasse - zunächst zu bizarren Felsen und später zu einer früheren Missionsstation namens Wuppertal, mitten in scheinbar gottverlassenen Bergen. Diese uralte Mission resp. der heutige kleine Ort ist nur auf einer Pass-Strasse mit mind. 2 Std. Anfahrt vom nächsten Ort zu erreichen.

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Nach Wuppertal beginnt eine Passstrasse, die uns zu einer Campsite führen kann. Aber wir sehen auf der Karte und auch im GPS, dass es westlich der Passstrasse einen 4x4 Offroad-Track gibt und entschliessen uns, diesen zu fahren. Es sind nur 10 km. Noch wissen wir bei diesem Entscheid nicht, was uns erwartet.
Die ersten 4 km gehen ganz gut. Anschliessend kommen wir in einem kleinen Dorf an und finden keine Spuren mehr, oder fast keine Spuren. Die Menschen im Ort sagen, dass es vorkomme, dass Fahrzeuge wie unseres vorbeikommen und diesen Talweg fahren, der direkt an die Campsite führen soll . Aber es geschehe nicht so oft.......wir wissen mittlerweile, dass solche Aussagen immer etwas wahr und auch immer etwas unpräzise sind.
Wir gehen zu Fuss gucken: Andrea kann sich nicht entscheiden, ob wir fahren sollen. Ueli geht ebenfalls 1/2 km zu Fuss und ist genau so unsicher, aber in unserem fast grenzenlosen Vertrauen probieren wir es einfach doch: im hohen Gras und Gebüsch ist andeutungsweise eine Spur zu sehen. Am Anfang geht es noch gut durch leicht abschüsssiges Gelände, wird aber bald immer schlimmer. Nur noch Felsen, Steine, Schräglagen auf zwei Ebenen.......die Spur ist manchmal da, aber ziemlich zugewachsen. Und oft ist die Spur nicht mehr sichtbar, nur noch Felsen. Andrea schwitzt Blut, betet, Ueli ist ganz still und fährt äusserst konzentriert und vorsichtig. Ali ist auch ein Arbeitsinstrument, das wissen wir und dieses Auto kann Vieles, hat vor allem viel Kraft und Stabilität........ Andrea steigt aus, geht voran, verzweifelt. Umkehren ist nicht möglich. Die 6 km erscheinen wie eine Ewigkeit, für das Fotografieren haben wir keine Nerven. Unsere ganze Kraft ist für Konzentration und für Ruhe bewahren gefordert.
Nach 2 Stunden für 6 km und einer schweren Beule erreichen wir die Campsite: erschöpft. NIE WIEDER SO ETWAS!!! Und zum Glück nur Blechschaden.
Der Abendhimmel spricht für sich.

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Die Reise geht weiter, wir haben uns vom Schrecken etwas erholt und viel geschlafen. Durch die Berge und die grosse, heisse Weite und Hochebene der grossen Karoo (einer auf mehreren hundert Kilometer zu querenden Halbwüste) fahren wir via Calvinia mit Ziel Uptington in den Norden von Südafrika, um dort als letzter grösserer Versorgungsstelle vor der nächsten Reise genügend Vorräte und Wasser einzukaufen. Zwei Wochen in der Wildnis in Mabuasehube erwarten uns. Doch der Weg dorthin dauert noch ein paar Tage.

Über der heissen und trockenen Steppe/Wüste braut sich ein Gewitter zusammen. Während Stunden mit Fahren keine Dörfer oder Städtchen: wer will auch in dieser unwirtlichen Gegend wohnen und leben. Und doch ist Leben da.......ab und zu zeigt sich ein Vogel, ab und zu eine Maus.

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Oom Benna / Onkel Benna. So heisst dieser Ort: dies ist die ehemalige Farm des verstorbenen Benna, einem Alles-Waren-Händler. Nach seinem Tod wurde die kleine Farm von Nachbarn mit Schaffarm gekauft und zu einer Übernachtungsmöglichkeit auf der unendlich lange scheinenden Strecke durch die grosse Karoo einfach und liebevoll hergerichtet: eine kleine Küche, eine Dusche und Toilette und drei einfache Zimmer bieten Schutz und Ruhe. Wir sind glücklich, im tosenden Sturm voller Regen und Wind die Farmersfrau ein paar Kilometer weiter zu treffen und von ihr begleitet hier unterzukommen für eine Nacht.
Ob die Windräder noch pumpen, wissen wir nicht, aber sie sind immer ein Symbol für Fruchtbarkeit und Zuhause.

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Dies ist das Bild vom Tor zum Grundstück von Oom Benna: es steht stellvertretend für alle Tore, die etwas schützen, bewahren, abgrenzen wollen und die sich uns einfach immer wieder geöffnet haben.
Es ist schön zu wissen, dass Oom Bennas Hände und so viele andere Hände dieses Tor gebaut, gebraucht, geöffnet und geschlossen haben und das Eisen schon ganz fein und anschmiegsam geworden ist: Abgrenzung, Schutz und Offenheit können zusammengehören.

©2021 Andrea Jungen & Ueli Lattmann. Erstellt mit Wix.com

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